Originaltitel
Land/Jahr
Genre
Laufzeit
Regie
Drehbuch
Darsteller
My Little Eye
USA, GB, Frankreich; 2002
Thriller
95 min
Marc Evans
David Hilton, James Watkins
Sean Cw Johnson, Kris Lemche, Stephen O'Reilly, Laura Regan, Jennifer Sky, Bradley Cooper, Nick
Mennell
1999 wurde die Fernsehshow „Big Brother“ das erste Mal ausgestrahlt. In dem umstrittenen Format wird eine
Gruppe Menschen unter ständiger Kameraüberwachung in einen Container gesperrt und die Kandidaten nacheinander vom Fernsehpublikum rausgewählt. Dadurch inspiriert entstand 2003 der Film „My Little
Eye“, deutscher Titel „Unsichtbare Augen“. Marc Evans konstruierte daraus einen Thriller, der geschickt mit dieser totalen Überwachung spielt. Doch funktioniert der Film auch heute
noch?
Auf eine Kleinanzeige im Internet melden sich fünf Menschen, um bei einem ungewöhnlichen Projekt mitzumachen. Für eine im Internet
ausgestrahlte Reality-Show sollen sie sechs Monate in einem mit Kameras gespickten Haus irgendwo im Nirgendwo verbringen. Sie selbst wissen nicht wo sich dieses Haus befindet. Wenn sie die Zeit
abgesessen haben, erwartet jeden von ihnen ein Preisgeld in Höhe von einer Million. Sollte aber jemand das Haus verlassen bekommt keiner etwas.
Nur noch wenige Tage trennen die Kandidaten vom Ablauf der Frist und die Spannungen innerhalb der Gruppe sind bemerkbar. Diese werden noch größer, als sie statt der gewöhnlichen Essenslieferung, eine Kiste vorfinden, in der sich nur eine Pistole mit fünf Kugeln befindet. Dann taucht eines Abends ein Fremder (Bradley Cooper) vor ihrem Haus auf, um Unterschlupf vor dem wütenden Schneesturm zu finden. Endgültig verunsichert sind die Kandidaten im Haus, als der Besucher gesteht nie etwas von ihnen gehört zu haben. Sollten sie nicht schon längst bekannte Stars im Internet sein? Misstrauen wird zu Angst und bald weiß niemand mehr wem er trauen kann. Oder ist das alles Teil des Spiels?
Komplette Überwachung, Reality-Shows und die Macht des Internets – Themen die auch heute noch zu Diskussionen führen. In diesem Film haben die Macher versucht diese Themen in einen spannenden Thriller zu verpacken. Dies gelingt über lange Strecken auch.
Besonders interessant ist der Film auch deshalb, weil alles aus der Sicht der Kameras im Haus gefilmt ist. Dadurch übernimmt der Zuschauer die Rolle des Voyeurs und ertappt sich selbst dabei, wenn sich ein Kandidat direkt an die Kamera wendet und unangenehme Fragen stellt.
Die Kamerapositionen sind dabei recht vielseitig. So sind Kameras nicht nur an Wänden und Decken, sondern auch außerhalb des Hauses, an Taschenlampen und sogar an den Kugelschreibern der Kandidaten befestigt. Das bringt ungewöhnliche Blickwinkel, doch ist auch nicht immer ganz logisch, da die Kameras sich kaum gegenseitig einfangen.
Auch das Verhalten der einzelnen Figuren ist nicht immer sehr glaubwürdig. Leider sind es die üblichen Stereotypen, wie man sie zu Genüge in solchen Filmen sieht und die mehrheitlich unbekannten Darsteller liefern auch keine umwerfende Performance ab. Das einzige Gesicht, das heraussticht ist jenes von Bradley Cooper („Silver Linings Playbook“), der in den letzten Jahren seine Bekanntheit deutlich steigern konnte.
Die Dialoge, Handlungen und Reaktionen der Kandidaten entsprechen aber ebenfalls den üblichen Thriller–Abläufen. Weil man so des öfteren Déjà-vu’s hat und auch keine der Figuren wirklich sympathisch ist, fällt es schwer sich mit ihnen zu identifizieren. Dennoch gelingt es dem Regisseur die Spannung aufrecht zu erhalten, was besonders daran liegt, dass der Zuschauer erfahren möchte, was eigentlich vor sich geht.
So mancher Twist sorgt dann auch dafür, dass man sich nie sicher sein kann, ob alles noch zum Spiel gehört oder doch ein düsterer Plan hinter den Vorgängen steckt.
So bleibt man bis zum Schluss am Ball und fiebert mit. Leider wird dann die Auflösung den hochgeschraubten Erwartungen nicht gerecht. Zu viele Fragen stellen sich am Ende und die Logik bleibt auf der Strecke.
Dies ist ein kleiner Dämpfer des ansonsten spannenden Thrillers über dessen andere Schwächen man hätte hinwegblicken können.
Ein wenig in die Jahre gekommen ist er leider auch, insbesondere was die Technik und den Umgang mit dem Internet anbelangt. Wenn man diese Teile aber nicht zu sehr hinterfragt, dann bietet der Film trotzdem spannende Unterhaltung für einen düsteren Filmabend.
Fazit:
„Unsichtbare Augen“ ist ein unterhaltsamer Thriller geworden, dessen Spannung hauptsächlich durch das Spiel mit dem Voyeurismus des Zuschauers und der ungewissen Situation der Kandidaten entsteht. Leider wird die anfänglich gute Story durch die arg stereotypen Figuren und das simple wie auch unlogische Ende etwas gedämpft. Wenn man aber über diese Dinge hinwegsieht, bietet der Film dennoch spannende 90 Minuten die sich für einen Filmabend gut eignen.
Veröffentlichung:
Universal hat den Film in guter Qualität auf DVD veröffentlicht und erstaunlich viel Bonusmaterial draufgepackt. Die Freigabe ab 18 Jahren ist allerdings etwas hoch ausgefallen. Ich vermute, dass bei einer erneuten Prüfung eine FSK 16 Freigabe ausreichen würde.
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