Tanz der Teufel

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

The Evil Dead

USA; 1981

Horror, Splatter

82 min

 

Sam Raimi

Sam Raimi

Bruce Campbell, Ellen Sandweiss, Hal Delrich, Betsy Baker, Theresa Tilly

 


Es gab eine Zeit vor der „Spider-Man“-Trilogie und „Die fantastische Welt von Oz“ als Regisseur Sam Raimi als unbekannter Filmemacher einen Splatterfilm drehte, der die Filmlandschaft für immer verändern würde. Ein Film, der unzählige Generationen beeinflussen und das fürchten lehren sollte. Allein den Filmtitel werden vermutlich mehr Menschen kennen als den Film selbst. Aufgrund seiner ausufernden Gewaltdarstellungen wurde der Film in Deutschland und der Schweiz sogar auf die Verbotsliste gesetzt und verweilt bis heute darauf. Dies war jedoch kein Grund, dass „The Evil Dead“ nicht zum Kultfilm avancierte und zwei Fortsetzungen nach sich zog. Nun wird sogar ein Remake produziert und daher bietet es sich an das Original noch einmal einer Sichtung zu unterziehen und die Frage zu stellen, ob der Film auch über 30 Jahre nach seiner Entstehung noch überzeugen kann.

What could possibly go wrong?
What could possibly go wrong?

Fünf Freunde möchten ein paar Tage in einer einsamen Waldhütte verbringen. Dort angekommen nimmt allerdings Cheryl (Ellen Sandweiss) bald eine merkwürdige Kraft wahr. Dann entdecken Ash (Bruce Campbell) und Scotty (Richard DeManincor) im Keller der Hütte ein altes Buch und ein Tonbandgerät. Auf letzterem sind die Aufzeichnungen eines Professors über das Necronomicon, das Buch der Toten enthalten. Als er eine Beschwörungsformel aus jenem Buch vorliest, erwacht eine dämonische Macht im Wald, die nach und nach Besitz von den Freunden in dem Haus ergreift. Ein wahrer Albtraum beginnt.

 

Die Geschichte von „The Evil Dead“ nahm ihren Anfang bereits 1978. Damals drehte der 20 Jährige Sam Raimi zusammen mit ein paar Freunden (unter anderem auch Bruce Campbell) den Kurzfilm „Within the Woods“. Dieser beinhaltete bereits die Geschichte von „Tanz der Teufel“ und war dazu gedacht, Geldgeber für einen Langfilm anzuwerben. Weil allerdings die Rechte an der Musik fehlten, wurde „Within the Woods“ nie veröffentlicht.

So dauerte es noch mehrere Jahre, bis genug Mittel vorhanden waren um Raimis Vision zu verwirklichen. Das Resultat wurde aber überraschenderweise zum Kulthit, was nicht zuletzt an den äusserst blutigen, handgemachten Effekten liegt.

 

Splatterfilme sind ja in der breiten Masse eher verpönt. Ihnen wird Selbstzweckhaftigkeit und Verherrlichung von Gewalt unterstellt.

Doch Raimi kreierte mehr als nur eine brutale Gewaltorgie. Sein Erstlingswerk zeugt von grosser Experimentierfreudigkeit und Kreativität was die Kameraeinstellungen und die Effekte anbelangt. So sind Aufnahmen aus dem Innern einer Uhr oder zwischen den Deckenverstrebungen hindurch zu bewundern. Aber auch wie die Kamera aus der Kellerluke nach oben Filmt und so den Endruck dieses tiefen, unbekannten Loches noch verstärkt, ist durchdacht und perfekt eingesetzt. Bereits hier kam also Raimis Talent zum Vorschein, geschickt Spannung aufzubauen und den Zuschauer zu fesseln um ihn im richtigen Moment zu erschrecken.

 

Schon die erste Einstellung des Filmes suggeriert ein bedrohliches Gefühl, als die Kamera schwankend über einen nebelbedeckten See hinweg fährt, alles unterlegt mit düsterer Musik, und wenn dann die baufällige Hütte das erste Mal ins Bild kommt, fährt einem ein Schauer über den Rücken. Eingeleitet wird diese Szene wunderbar stimmungsvoll, dadurch, dass die Kamera hoch über dem Auto folgt und danach eine perfekten Totalen zeigt.

Die Wahl des Drehortes ist auch ausgezeichnet und bis heute ist nicht ganz klar, wo die Hütte stand, in der gedreht wurde. Mit fortlaufender Handlung lässt Raimi dann auch beinahe klischeehafte, doch in ihrer Form dennoch düstere Elemente in die Handlung miteinfließen; wie beispielsweise der immer dichter werdende Nebel, der als Reminiszenz an die Horrorfilme der 30er Jahre gesehen werden kann. Aber auch neueren Genrebeiträgen wurde Ehre erwiesen und so erblickt man an der Kellerwand ein zerrissenes Poster von Wes Craven’s „The Hills Have Eyes“ (1977).

 

Während die erste hälfte des Filmes die Stimmung aufbaut und die Charaktere vorstellt geht es danach bald sehr blutig und brutal zu und her. Die besessenen Freunde sehen in ihrem Make-up zwar eher aus wie schlecht geschminkte Clowns, doch das wirkt in dieser Groteskheit umso unheimlicher. Die Tötungsszenen sind dann auch nicht von schlechten Eltern und so erblicken wir äusserst graphische Verstümmelungen mit Axt und Messern. Die handgemachten Effekte haben dabei noch ihren ganz eigenen Charme und wirken viel graphischer und auch realistischer als die heutigen computergenerierten Tricks.

Es ist somit kein Wunder, dass der Film zu Beginn der 80er Jahre die Diskussion um Horrorfilme und ihren Einfluss auf Jugendliche anheizte. Das Verbot ist aus heutiger Sicht jedoch kaum mehr nachzuvollziehen. Viel mehr gewichtet werden sollte in diesem Fall die Kunstfreiheit, denn man spürt das Herzblut, dass in diesen Film gesteckt wurde.

 

Was auch auffällt und dem Film Kultpotential einverleibt, sind neben der Gewalt besonders zwei Faktoren. Zum einen ist die Handlung gespickt mit einem sehr subtilen Humor, der sich sowohl in den absurden Situationen widerspiegelt, in der sich die Protagonisten wiederfinden (wer hätte gedacht, dass eine Vergewaltigung durch einen Baum trotz der surrealen Idee so furchterregend sein kann), als auch im Spiel von Bruce Campbell, der durch seine Mimik (beabsichtigt oder nicht) der jeweiligen Szene trotz dem unvorstellbaren Schrecken eine beinahe witzige Note verleiht.

Zum anderen ist es die Figur des Ash, und wie sie Bruce Campbell spielt. Anders als in jener Zeit üblich rückt nämlich nicht eine Frau in den Mittelpunkt des Geschehens und überlebt als „Final Girl“, sondern ein Mann. Die Frauen in "Tanz der Teufel" sind hingegen diejenigen, die als erstes von den Dämonen besessen werden und dadurch den dominanten Part in der Handlung übernehmen.

Wenn also bisher ein maskierter Killer (der durch seine Erscheinung oft zur Kultfigur wurde; z.B. Jason Voorhees, Freddy Krueger, Michael Myers) jagt auf junge Frauen machte, kehrte Raimi dieses Prinzip um und stellte einen Mann in den Mittelpunkt, der sich vor dem Bösen verteidigen muss und dem Zuschauer als Identifikationsfigur dient. Ash hat dabei auch nicht die klischierten Eigenschaften der männlichen Gemeinde. Er ist eher schüchtern, sorgt sich um seine Freundin und hat zu Beginn grosse Angst; sowohl im dunklen Keller als auch gegenüber den Besessenen.

Erst im Verlauf der Handlung kann er seine Befangenheit überwinden (ähnlich wie das „Final Girl“ der Genrekollegen) und sich den (seinen) Dämonen stellen.

So unterscheidet sich Ash von allen anderen Kultfiguren des 80er-Jahre-Horrors dadurch, dass er der Gute ist und das Böse bekämpft. Dies wurde besonders in den zwei Fortsetzungen „Tanz der Teufel 2“ und „Die Armee der Finsternis“ noch verstärkt und machte Bruce Campbell zum Kultschauspieler unter Genrefans.

 

Alle diese Elemente sorgen nun dafür, dass „The Evil Dead“ auch so viele Jahre nach seiner Entstehung noch funktioniert und zu unterhalten weiss. Auch wenn nicht immer alles perfekt ist und auch die Schauspieler manchmal etwas hölzern agieren, so überwiegt im Endeffekt doch der Charme des Filmes und macht ihn zu einem Leckerbissen für jeden Horrorfan.

 

Fazit:

Was Raimi und seine Crew hier erschaffen haben ist ein echter Klassiker, der heutzutage noch genauso unheimliche und gleichzeitig brutale Unterhaltung bietet wie damals. Auch wenn bei heutiger Sichtung so mancher Effekt nicht mehr ganz ernst zu nehmen ist, so sind die handgemachten Blutschlachten dennoch meilenweit sympathischer als heutige Computer-Effekte. Was den Film neben den vielen kreativen Ideen des Regisseurs aber besonders von den Genrekollegen abhebt ist die Hauptfigur (brillant dargestellt von Bruce Campbell), die in diesem Fall der Held, und nicht wie in vielen Genrekollegen der Killer ist. Durch diese Abweichung und Umkehrung des bekannten Horrorfilm-Schemas gelang es Raimi eine Kultfigur zu schaffen, die bis heute von Fans gefeiert wird. Ein Muss für jeden Splatterfan – Aber nur Uncut!

 

Veröffentlichung:

Es kursieren leider nach wie vor viele geschnittene Fassungen des Filmes, von denen auf jeden Fall abzuraten ist. Die Vermutlich schönste, ungeschnittene Veröffentlichung stammt vom österreichischen Label T.U.T. und ist mit vier verschiedenen Cover-Motiven erhältlich. Auf dieser DVD ist der Film sowohl im Originalvormat 4:3 als auch in 16:9 enthalten. Ton und Bild sind Sauber. Dazu gibt es viel Bonusmaterial auf einer zweiten Disc, auf der sogar der Kurzfilm „Within the Woods“ enthalten ist und dadurch die weltweit einzige Veröffentlichung desjenigen darstellt.

 

Bewertung: 9/10

Autor | Yves Albrecht

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Kommentare: 1
  • #1

    Anonym (Dienstag, 19 April 2016 18:43)

    Die empfohlene Fassung ist ein Bootleg …

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