Tetsuo: The Iron Man (1989)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Tetsuo

Japan; 1989

Horror, Splatter, Experimentalfilm

74 min

 

Shinya Tsukamoto

Shinya Tsukamoto

Tomorowo Taguchi, Kei Fujiwara, Nobu Kanaoka, Renji Ishibashi, Naomasa Musaka, Shinya Tsukamoto

 


Nach mehreren Kurz- und Amateurfilmen produzierte der Japaner Shin'ya Tsukamoto 1989 seinen ersten „Tetsuo“-Film. Ein ganz spezielles, experimentelles Werk, das sowohl verstörend als auch zugleich faszinierend ist und dem sogar zwei Fortsetzungen folgten.

Ab zum Altmetall
Ab zum Altmetall

Ein Mann (Tomorowo Taguchi) entdeckt eines Morgens einen kleinen Splitter, der aus seiner Wange wächst. Auf dem Weg zur Arbeit wird er dann plötzlich von einer Frau (Nobu Kanaoka) mit einer merkwürdigen, metallenen Hand verfolgt und angegriffen. Als er vor ihr flüchten konnte und wieder zu Hause ist beginnt er sich plötzlich zu verwandeln. Immer mehr mutiert sein Körper zu metallenen Teilen. Dann taucht auch noch ein ebenfalls von Metallteilen durchwachsener Mann (Shinya Tsukamoto) auf und zwischen den beiden bricht ein Kampf aus.

 

„Tetsuo: The Iron Man“ ist bestimmt kein Film für die breite Masse. Shinya Tsukamoto erschuf einen Experimentalfilm, der sich nur schwer zusammenfassen und verstehen lässt. Gedreht wurde er in sattem Schwarz/Weiss und versprüht von der ersten Szene an eine faszinierende und zugleich verstörende Stimmung.

Eine geradlinige Geschichte vermisst man genauso wie Dialoge – die bestehen nur aus einzelnen wenigen Gesprächsfetzen. Visuell zeigt der Regisseur einige böse Splattereffekte, schräge Stop-Motion-Animationen und wackelige Zeitraffer-Aufnahmen.

Die Stimmung, die der Film aufbaut erinnert somit ein wenig an David Lynchs Erstlingswerk „Eraserhead“, allerdings viel hektischer und verwirrender als der es bereits war. Ähnlichkeit besteht auch zu David Cronenbergs ‚Body horror’-Filmen. Besonders die groteske Verwandlung der Hauptfigur und wie ganze Körperteile zu Maschinen- und Metallteilen mutieren erinnert an die Fantasyfilme des kanadischen Regisseurs.

Was allerdings noch hinzu kommt ist die sexuelle Nuance die immer in der Handlung präsent bleibt. So verwandelt sich beispielsweise der Penis der Hautfigur in einen übergrossen Bohrer mit dem er auf seine Freundin losgeht.

 

All das mag zu Beginn noch faszinieren, doch um wirklich zu unterhalten ist die ganze Szenerie zu verrückt und unzugänglich. Auch weil keine richtige Geschichte erzählt wird bereitet es dem Zuschauer Mühe dem Geschehen über die gesamte Laufzeit aufmerksam zu folgen. Dabei helfen die verwackelten Zeitrafferszenen auch nicht weiter.

Als Experimentalfilm betrachtet ist „Tesuo“ dennoch Lob auszusprechen. Mit einer drastischen Konsequenz erzählt, bleiben besonders die wirklich interessanten Effekte in Erinnerung und faszinieren somit dennoch ausreichend um den aufgeschlossenen Filmliebhaber bis Filmende bei Laune zu halten. Unterstrichen wird alles durch den Industrial-Soundtrack von Chu Ishikawa, der auch Mitglied der japanischen Metal Percussion-Band „Der Eisenrost“ ist.

Somit ist dieser Film nur etwas für Liebhaber von ganz speziellen Experimentalfilmen und für Menschen, die auch von verrückten Splattereffekten nicht abgestossen werden. Wer aber einen Blick riskiert entdeckt in dieser Tour de force einen kritischen Blick auf die Modernisierung unserer Gesellschaft und die gewaltvolle Übernahme unseres Schaffens durch Maschinen.

 

Fazit:

Dieser Experimental-Horror-Splatterfilm ist durch seine drastischen Effekte, den wirren Aufbau und die praktisch nicht vorhandene Geschichte nur sehr schwer zugänglich. Tatsächlich ist es schwierig durch die wackligen Aufnahmen über die ganze Laufzeit aufmerksam dabei zu bleiben. Vergleiche mit David Lynch und David Cronenberg bieten sich zwar an, doch ganz an diese Vorbilder kann Shinya Tsukamoto dennoch nicht kommen. Trotzdem bleibt „Tetsuo“ ein interessanter und sicher einzigartiger Film, der mit seinen Bildern fasziniert und der mehr Raum zur Interpretation lässt als man zu Beginn vermutet.

 

Veröffentlichung:

Die schönste deutsche Veröffentlichung stammt vom Label Koch Media. Die 3-Disc Limited Collector' Edition enthält den Film in einer speziellen Langfassung auf DVD. Mit in dem Mediabook dabei ist der dritte Teil „Tetsuo - The Bullet Man“ sowohl auf Bluray als auch auf DVD. (Der zweite Teil ist in Deutschland verboten und daher nicht in dieser Fassung mit dabei). Für Fans der Filme auf jeden Fall eine Kaufempfehlung.

 

Bewertung: 6/10

Autor | Yves Albrecht

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