Kaboom (2010)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Kaboom

USA; 2010

Coming of Age, Fantasy, Thriller, Komödie

86 min


Gregg Araki

Gregg Araki

Thomas Dekker, Haley Bennett, Chris Zylka, Roxane Mesquida, Juno Temple, Andy Fischer-Price, Nicole LaLiberte 


Gregg Araki hat noch nie einfache Filme gedreht. Nach seiner „The Teenage Apocalypse Trilogy“ (1993-1997) und dem Drama „Mysterious Skin – Unter die Haut“ (2004), welches einiges Aufsehen erregte, drehte er „Kaboom“, einen Film, in dem kein Handlungsstrang sicher ist.

Der College Student Smith steht kurz vor seinem 19. Geburtstag, doch seine Vorfreude hält sich in Grenzen, hat er doch zurzeit ganz andere Probleme. Wiederkehrende merkwürdige Träume lassen ihn an seinem Verstand zweifeln, er steht auf seinen neuen, heterosexuellen Mitbewohner, der öfters nackt im Zimmer herumläuft, und gleichzeitig hat Smith gerade eine sexuelle Beziehung mit London (Juno Temple) angefangen. Seine beste Freundin Stella (Haley Bennett) kann ihm bei seinen Beziehungsproblemen auch nicht helfen, hat sie doch genug eigene Schwierigkeiten mit ihrer neuen Flamme Lorelei (Roxane Mesquida), die offenbar eine Hexe ist.

Als Smith bei einer Party ein paar Spacecakes isst, überschlagen sich kurz darauf die Ereignisse. Auf dem Nachhauseweg beobachtet er, wie eine junge Frau von einer mit Tiermasken getarnten Gruppe entführt wird. Am nächsten Morgen erhält er merkwürdige Nachrichten und als er Nachforschungen anstellt, gerät er selbst in Gefahr. Oder ist doch alles ganz anders?

 

Was Independent-Regisseur Gregg Araki uns mit diesem Film auftischt ist wahrlich keine gewöhnliche Kost. Viel eher hat man das Gefühl er wolle sich über die gesamte Mainstream-Filmindustrie Hollywoods lustig machen und ad absurdum führen.

Nur schon die Tatsache, dass die Hauptfigur bisexuell ist und während dem Film sowohl mit Männern als auch Frauen Sex hat ist für das prüde Amerika bestimmt eine Provokation – kennt man doch sonst nur die ausgeflippten Collegestudenten aus „Party Animals“ (2002) oder „American Pie“ (1999). 

Als Cineast ist es auch herrlich, dass der Film immer wieder überrascht. Kaum wähnt man sich zu wissen in welchem Filmgenre man sich bewegt, schon macht der Film eine Wendung, die man so nicht kommen sieht. Zu Beginn scheint alles ein üblicher Coming of Age Film zu sein, doch bald fliessen immer mehr Elemente eines zotigen Collegefilms ein. Doch kaum hat man sich damit abgefunden wechselt der Film in einen Mystery-Thriller à la David Lynch. Sobald man sich in diese Variante der Geschichte eingelebt hat erwischt die nächste Storywendung einen wieder kalt von hinten.

Der übertriebene und eigentlich total billig gemachte Schluss setzt dem ganzen dann die Krone auf und man hat das Gefühl, der Film macht sich dadurch sowohl über den prätentiösen Zuschauer lustig als auch über die amerikanische Filmindustrie insgesamt.

 

Die Schauspieler erfüllen allesamt ihren Part und sorgen für kurzweilige Unterhaltung, allen voran Juno Temple von der man noch vieles erwarten kann. „Sennentuntschi“ Roxane Mesquida, hier als französische Austauschschülerin, kommt wie immer etwas trashig daher, was für ihre Rolle aber durchaus positiv zu bewerten ist.

Gewarnt werden sollte allerdings vor der deutschen Synchro, in der bestimmt die Hälfte der Wortwitze (die man problemlos hätte übernehmen können) zunichte gemacht wurden. Die deutschen Untertitel sind leider auch nicht viel besser. Ich kann daher nur jedem, der halbwegs Englisch versteht, den Originalton ans Herz legen.

 

Fazit:

Bret Easton Ellis meets David Lynch mit einem Schuss Monty Python – dann hat man „Kaboom“. Gregg Araki ist damit wirklich ein spassiges Stück Independentfilm gelungen, das sich mit einem Augenzwinkern über die amerikanische Filmindustrie und die Mainstream-Zuschauer lustig macht, gleichzeitig die Perspektivlosigkeit der heutigen Jugend kritisiert und mit dem Ende jegliche Ernsthaftigkeit aus dem Fenster wirft. Ein Schluss, der den Zuschauer so zum Narren hält, dass es eine wahre Freude ist. Wer sich auf diesen mit witzigen Dialogen und guten Schauspielern gespickten Anti-Film-Trip aufgeschlossen einlässt, wird positiv überrascht sein.

 

Veröffentlichung:

„Senator“ hat den Film in Deutschland in Deutsch und Englisch mit deutschen Untertiteln herausgebracht. Bild- und Tonqualität sind gut, auch das Cover gefällt. Bonusmaterial ist bis auf ein paar Trailer leider keines vorhanden – Schade.


Bewertung: 8/10

Autor | Yves Albrecht

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