Rubinrot - Liebe geht durch alle Zeiten (2013)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Rubinrot

Deutschland; 2013

Fantasy

122 min

 

Felix Fuchssteiner

Katharina Schöde, Kerstin Gier

Maria Ehrich, Jannis Niewöhner, Veronica Ferres, Uwe Kockisch, Katharina Thalbach, Florian Bartholomäi

 


Die deutsche Autorin Kerstin Gier ist dafür bekannt Bücher zu schreiben, die klar auf ein bestimmtes Publikum zugeschnitten sind. Ihre „Edelstein-Trilogie“ ist demnach wie für junge Teenie Mädchen gemacht. Jetzt hat sich ein deutsches Produktionsstudio diesen Büchern angenommen und Regisseur Felix Fuchssteiner bringt mit „Rubinrot“ den ersten Teil dieser Fantasy-Saga in die Kinos.

Keine Sorge, der Typ im Kleid ist harmlos
Keine Sorge, der Typ im Kleid ist harmlos

Gwendolyn (Maria Ehrich) lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder bei reichen Verwandten in London. Doch die sind alles andere als gewöhnlich, denn in ihrer Familie wird seit Generationen ein Zeitreise-Gen vererbt, dass der Person die Macht verleiht in die Vergangenheit zu reisen. Offensichtlich hat Gwendolyns arrogante Cousine Charlotte (Laura Berlin) dieses Gen, das ab ihrem 16. Geburtstag aktiv werden soll, geerbt und wurde daher seit ihrer Kindheit auf diese Fähigkeit vorbereitet. Aber Charlotte ist nicht die Einzige, denn auch ihr Freund Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) gehört zu den Menschen, die ein Zeitreise-Gen besitzen. Doch als Charlotte 16 wird geschieht nichts; dafür bei Gwendolyn. Sie wird von Schwindelanfällen heimgesucht und plötzlich befindet sie sich im London des vorletzten Jahrhunderts wieder.

Als sie nach wenigen Minuten wieder zurück in ihrer Zeit auftaucht ist klar, dass sie diejenige ist, die das Gen in sich trägt – das Gen des Rubins. Damit beginnt eine schwierige Zeit für sie, denn nun soll sie die Stelle ihrer Cousine einnehmen und zusammen mit Gideon einem Geheimbund dabei helfen durch die Zeit zu reisen um eine geheimnisvolle Maschine zu vollenden. Dabei stösst sie aber bald auf Ungereimtheiten und wird mit ihrer Familiengeschichte und ihren eigenen Fähigkeiten konfrontiert.

 

Von in Umhänge gekleideten Gestalten wird ein junges Paar durch das nächtliche London gejagt. Da Stolpert die junge Frau - und dem Zuschauer wird endgültig klar in was für einem Film er sitzt. Denn Josefine Preuß (so heisst die Schauspielerin) kann nicht einmal das Stolpern realistisch spielen. Das zeigt einmal mehr, dass die aus der Kinder-Fernsehserie „Schloss Einstein“ entsprungene Darstellerin seither nicht sehr viel dazu gelernt hat. Nach dieser unfreiwillig komischen Eröffnung macht der Film einen Zeitsprung um 26 Jahre ins heutige London.

Hier werden Gwendolyn und die restlichen stereotypen Charaktere vorgestellt. Die Schauspieler sind alle ganz in Ordnung und Erfüllen ihre klischeehaften Rollen in üblicher Kinderfilmmanier. Am ehesten überzeugt Veronica Ferres als Gwendolyns Mutter, die im Vergleich zu den anderen Schauspielern auch am meisten Erfahrung im Metier hat.

 

Die Geschichte hingegen ist doch ziemlich abstrus in ihrer Grundidee, weshalb gewisse Fakten immer wieder erläutert werden, was bei den erwachsenen Zuschauern bald einmal zur Ermüdung führen kann.

Spannung kommt zwischendurch immer wieder mal auf, doch meist wenn es interessant wird, folgen die üblichen Teeniefilm-Zwischensequenzen mit viel schnulziger Musik, und erinnert somit in seiner Simplizität ein wenig an den US-Kinohit „Twilight“.

Man hat allgemein das Gefühl, dass sich Regisseur Felix Fuchssteiner sehr stark an den amerikanischen und englischen Vorlagen orientiert hat und so sind alle geschriebenen Texte und sogar Handy-Nachrichten auf Englisch geschrieben, während lediglich die Darsteller deutsch sprechen. Offenbar rechnen die Macher mit einer Kinoauswertung in englischsprachigen Ländern; damit könnten sie aber Schwierigkeiten haben, denn in seiner Qualität vermag der Film höchstens als mehrteilige TV-Serie ein Publikum erreichen. Für den deutschen Kinofilm Standard ist der erste Teil dieser Buchverfilmungs-Trilogie sicher im höheren Niveau, und eine Fernsehproduktion hätte niemals ein Budget in solcher Höhe erhalten. In Übersee wird man darüber – wenn überhaupt – nur müde lächeln können.

Was zudem etwas negativ auffällt ist die Länge von 122 Minuten. Diese für einen Kinderfilm doch recht lange Laufzeit, ist besonders in der zweiten Hälfte zu spüren. Die Storywendungen werden sinnlos in die Länge gezogen und man hat richtig das Gefühl, dass hier Zeit geschunden wird, um dem Zuschauer noch zwei weitere Teile verkaufen zu können.

Die Hauptaussage des Filmes scheint aber zu sein, dass man alles nützliche über Geschichte auf Wikipedia findet.

 

Fazit:

Der erste Teil der „Edelstein-Trilogie“ nach den Büchern von Kerstin Gier ist technisch sicher auf hohen deutschen Kinostandards, kann aber im internationalen Wettbewerb kaum mithalten. Durch die klischeehaften Figuren und das oft steife Schauspiel der Darsteller würde sich das ganze eher als mehrteilige Fernsehserie eignen. Die Geschichte selbst ist sehr an den Haaren herbeigezogen und enthält viele Logiklöcher, was besonders ältere Kinobesucher mit der Zeit auf den Geist gehen kann. Für Kinder von 10 bis 14 Jahren ist der Film sicherlich banale Unterhaltung, die keinerlei Neuerungen für das Genre bringt, aber auch niemandem wehtut. Für den belanglosen Fernseh-Sonntagnachmittag mit der Familie reicht das durchaus.

 

Bewertung: 4.5/10

Autor | Yves Albrecht

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Kommentare: 1
  • #1

    Martin (Samstag, 06 April 2013 11:41)

    Ich könnte dem oben Geschriebenen zustimmen, aber ich habe einen etwas andere Blickwinkel.
    So fand ich die deutsche Produktion authentischer als manche amerikanische Produktionen und es hätte nach meinem Geschmack noch weniger Übersee drin sein können.

    Mir gefiel das Schauspiel aller Jungdarsteller gut bis sehr gut. Die Chemie stimmte und man nahm ihnen ihre Rollen ab. Die Geschichte selbst könnte nicht besser sein für ein Jugendbuch. Sie enthält Spannung, Geheimnis, Vielschichtigkeit, Romantik, auch wenn mir letzteres etwas zu stark in den Vordergrund gerückt wurde, was im Buch nicht der Fall war.

    Trotzdem ließ man den Charakteren Zeit sich zu entwickeln und es wurde sich auch nicht sinnlos angeschmachtet, man konnte ihre Annäherung nach und nach verstehen.

    Manche Szenen fand ich jedoch etwas überzogen dargestellt, wie zum Beispiel Tante Maddys Visionen und das Benehmen von James, dem Schulgeist oder es war buchentfremdet, wie die erste Begegnung mit Razkoczy, die eher komisch war, als bedrohlich. Das wären meine Kritikpunkte.

    Ich hoffe jedoch auf eine Fortsetzung, denn die Verfilmung halte ich trotzdem für gelungen und ich hätte 7,5 Punkte gegeben, verstehe aber, dass man, je nach Blickwinkel, das anders bewerten kann.

Bewertungsmaßstab

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6 =  Gut
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1 = Totale Sch...

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