Clean, Shaven (1993)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Clean, Shaven

USA; 1993

Drama, Thriller

79 min


Lodge H. Kerrigan

Lodge H. Kerrigan

Peter Greene, Alice Levitt, Megan Owen, Jennifer MacDonald, Molly Castelloe, Jill Chamberlain, Agathe Leclerc


Was uns hier geboten wird ist ein völlig anderes filmisches Erlebnis. Es ist die Gedankenwelt eines kranken Menschen, der auf einer Odyssee durch das karge Hinterland ist. Schon wieder hat das Label Bildstörung eine echte Perle ausgegraben.

Ich han min Nuschi au immer debii!
Ich han min Nuschi au immer debii!

In einer ländlichen Gegend in den USA geht ein Kindermörder um. Schon wieder ist die geschändete Leiche eines kleinen Mädchens gefunden worden und die Polizei hat keine Spuren.

Peter Winter (Peter Greene) wurde vor kurzem aus einer Anstalt entlassen, wo er wegen Schizophrenie behandelt wurde. Seither ist er auf der Suche nach seiner Tochter. Aber auf seiner Odyssee durch seinen menschenleer wirkenden Heimatstaat wird er immer noch von Wahnvorstellungen verfolgt. Das Radio will nicht aufhören merkwürdige Geräusche zu machen und immer wieder hat er Blackouts. Hat er vielleicht etwas mit den Morden zu tun?

 

Es ist einmal mehr ein ganz spezieller Film, den das Label Bildstörung auf den deutschen Markt gebracht hat. Der Regisseur Lodge H. Kerrigan bietet uns mehr als nur einen Thriller oder ein Drama über einen kranken Menschen. Durch alle ihm möglichen Mittel zeigt er die Welt aus der Sicht eines schizophrenen Mannes, der verzweifelt gegen die Symptome der Krankheit ankämpft.

Die Kamera liefert dazu ruhige Bilder einer kargen Landschaft, doch dieser Schein trügt. Merkwürdige Geräusche kommen ununterbrochen aus dem Radio – verfolgen den Zuschauer bald genauso wie den Protagonisten und lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. Grelles Licht, Strommasten, die mit ihrem Summen die Stimmung ins unerträgliche verdichten. Peter Greene ("Pulp Fiction") liefert dabei eine Performance am Rande der Schmerzgrenze ab. Er geht komplett in seiner Rolle als der verzweifelte Peter Winter auf, der nur seine Tochter wiederfinden will.

Wenn er sich dann in seinem Wagen verbarrikadiert, aber trotzdem vor den vielen Geräuschen nie Ruhe findet und daraufhin in paranoider Angst nach Empfängern in seinem Körper sucht, dann weiß der Zuschauer nicht mehr, ob dieser Mann nicht auch zu Gewalttaten gegen andere Menschen fähig wäre.

Vergleiche zum Film "Pi" von Darren Aronofsky, der jedoch erst fünf Jahre später gedreht wurde, bieten sich an. Auch dort wird das Publikum mit der Psyche eines Menschen konfrontiert, der sich im Wahnsinn verliert. Während aber bei "Pi" (1998) das Ende für die Hauptfigur Erlösung bedeutet, ist das Finale von "Clean, Shaven" um einiges bitterer.

 

Die Regie und Kameraarbeit sind auch sehr gut und Kerrigan legt viel Wert auf Details. So fasziniert es den Zuschauer genauso wie Peter, wenn sich die Milch im Kaffee wolkenförmig vermischt.

Es ist diese Kombination aus dem überzeugenden Spiel des Hauptdarstellers, der straffen Geschichte und der detailreichen Regie, die "Clean, Shaven" zum düsteren, unangenehmen Trip macht.

 

Fazit:

Mit seinem Erstlingswerk liefert Lodge H. Kerrigan mehr als nur einen Film ab. Es gelingt ihm ein unerträglicher Trip in die Gedankenwelt eines geistig kranken Menschen, von dem man sich nicht abwenden kann. Peter Greene liefert dabei eine faszinierende Leistung ab und macht den Film zu einem Erlebnis, das man nicht mehr so einfach abschütteln kann.

Ein Film, den jeder Cineast einmal schauen sollte, der aber einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.


Veröffentlichung:

Das 11. Dropout von Bildstörung bietet den Film im schönen Schuber und im Originalton mit deutschen Untertiteln. Eine deutsche Synchro gibt es nicht und ist darum auch nicht mit auf der DVD. Was auffällt sind die wenigen Extras, die diesmal mit dabei sind. Diese beschränken sich auf das 12-seitige Booklet, einen Audiokommentar vom Regisseur und den Trailer. Der Grund dafür ist offensichtlich, dass Bildstörung ihre DVDs immer in enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur produzieren und Lodge Kerrigan mit den vorhandenen Extras nicht einverstanden war. Trotzdem ist diese Ausgabe wieder eine Kaufempfehlung für jeden Filmliebhaber.


Bewertung: 8/10

Autor | Yves Albrecht

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