The Perks of Being a Wallflower - Vielleicht lieber morgen (2013)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

The Perks of Being a Wallflower

USA; 2013

Drama, Coming of Age

103 min

 

Steve Chbosky

Steve Chbosky

Logan Lerman, Emma Watson, Ezra Miller, Paul Rudd, Nina Dobrev, Kate Walsh, Dylan McDermott


Der Autor Stephen Chbosky setzte sich in den Regiestuhl um sein Buch "The Perks of Being a Wallflower" zu verfilmen. Das Ergebnis ist für einen Coming of Age-Film erstaunlich tiefgründig, hat aber auch seine Schwächen in der Umsetzung.

Zum Glück nicht High-School Musical
Zum Glück nicht High-School Musical

Der 15-Jährige Charlie (Logan Lerman) steht ganz am Anfang der Highschool und hat noch 1385 Tage vor sich, bis er diese durchgestanden hat. Als eher introvertierter, schüchterner Mensch hatte er nie besonders viele soziale Kontakte und nachdem seine Tante Helen (Melanie Lynskey) bei einem Unfall gestorben ist und sein bester Freund Selbstmord begangen hat, ist er die meiste Zeit allein.Die Schule will er nur so schnell wie möglich hinter sich bringen ohne gross aufzufallen. Der einzige nette Mensch, den er an seinem ersten Tag trifft, ist sein Englischlehrer Mr Anderson (Paul Rudd).

Doch dann lernt er bei einem Footballspiel die Stiefgeschwister Patrick (Ezra Miller) und Sam (Emma Watson) kennen, die im letzten Schuljahr sind, und Charlie verliebt sich Hals über Kopf in die hübsche Sam.Die beiden nehmen Charlie in ihre kleine Clique auf und er lernt neue Leute kennen und macht erste Liebes- und Drogen-Erfahrungen. Doch bald keimen auch dunkle Erinnerungen auf, die er nicht mehr länger verdrängen kann...

 

Stephen Chbosky ist kein kompletter Neuling auf dem Filmmarkt. Er war schon verantwortlich für mehrere Drehbücher und drehte 1995 den Independentfilm "The Four Corners of Nowhere". Für "Vielleicht lieber morgen" (wie sein neuster Film auf Deutsch heisst), war er nun sowohl für das Drehbuch als auch für die Regie verantwortlich.

Sein Buch war damals ein Überraschungserfolg und wurde vor allem im englischsprachigen Raum viel diskutiert. Weil die Geschichte als Briefroman aufgebaut ist, bietet sich hier schon die erste Schwierigkeit der filmischen Umsetzung. Auch im Film schreibt Charlie einem unbekannten Freund Briefe, allerdings sind diese Auszüge sehr spärlich über den Film verteilt und irritieren eher. Aber auch sonst hat der Autor versucht möglichst viele Facetten seines Buches in den Film hineinzupacken. Dabei bleiben aber die meisten Elemente zu oberflächlich und wirken unausgegoren.

Beispielsweise erfahren wir nicht sehr viel über seinen toten Freund - er wird gerademal in einem Satz erwähnt - genauso wie die Freundschaft mit seinem Englischlehrer plötzlich unbedeutend erscheint.

Seine verdrängten Erinnerungen an seine Tante werden ebenfalls nur angedeutet und der Zuschauer muss spekulieren, was tatsächlich passiert ist.

 

Handwerklich ist der Regie nicht viel vorzuwerfen und Chbosky erzählt die Geschichte zwar ohne visuelle Besonderheiten, dafür aber mit viel Einfühlungsvermögen.

Vor allem in der zweiten Hälfte gewinnt der Film wieder etwas an Spannung und man kann sich in Charlies Charakter besser einfühlen. Die Botschaft der Geschichte ist dann zwar nicht besonders neu, funktioniert dennoch dank der Ehrlichkeit, mit der sie vermittelt wird.

Wenn man allerdings das Buch mit dem Film vergleicht, kommt dieser wie eine Cola-light-Version daher. Insbesondere die tiefgründige Gedankenwelt Charlies geht Streckenweise komplett verloren. Auch die Drogenerlebnisse wirken im Film etwas zu klischeehaft und wurden im Buch besser integriert. Was in der Adaption auch weniger auffällt, ist der Altersunterschied zwischen Charlie und Sam, der in der Vorlage noch stärker hervorgehoben wird.

Zieht man aber die Tatsache in Betracht, dass die Geschichte ursprünglich aus der Ich-Perspektive in Briefform geschrieben wurde, ist die Verfilmung nicht schlecht gelungen, auch wenn das Buch dem Film vorzuziehen ist.

 

Die Schauspieler sind durchwegs in Ordnung, allerdings überzeugt Logan Lerman ("Percy Jackson & the Olympians") nicht immer in seiner Rolle. Vor allem zu Beginn kauft man dem 19-Jährigen Schauspieler den weinerlichen, unsicheren 15-Jährigen Charlie nicht so ganz ab. Da ist Ezra Miller ("We Need to Talk About Kevin") in seiner Rolle als ausgeflippter, schwuler Patrick schon besser und die hinreissende Emma Watson ("Harry Potter 1-7"), welche hier zwar auch keine tiefgründige Figur spielt, ist überzeugend und hat eine starke Leinwandpräsenz.

Der Gastauftritt von Tom Savini als bärtiger Werklehrer lässt dann vor allem die Herzen von Horrorfilmfans höher schlagen - trägt aber nicht viel zur Handlung bei.

 

Fazit:

"The Perks of Being a Wallflower" hat seine Ecken und Kanten und überzeugt nicht während der ganzen Laufzeit. Er ist aber dennoch ein feines Coming of Age-Drama, das mehr Tiefgang hat, als zu Beginn vermutet und es dank etwas mehr Ernsthaftigkeit schafft, sich von den üblichen Teenie-Filmen abzuheben.

Im direkten Vergleich zum Buch weist der Film zwar einige Schwächen auf und bleibt etwas zu oberflächlich, ist aber dennoch eine liebevolle Parabel dafür, etwas aus seinem Leben zu machen und sich der Welt zu öffnen. Für jugendliche Zuschauer ist der Film sicher zu empfehlen und auch ältere Jahrgänge dürfen einen Blick riskieren.

 

Bewertung: 6.5/10

Autor | Yves Albrecht

Besucherwertung

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

Bewertungsmaßstab

10 = Sensationell!
9 = Genial
8 = Super!

7 = Sehr Gut
6 =  Gut
5 = Genügend (durchschnitt)
4 = Schwach
3 = Sehr Schwach
2 = Nervt
1 = Totale Sch...

Loading