Blutgericht in Texas (1974)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

The Texas Chainsaw Massacre

USA; 1974

Horror

83 min

 

Tobe Hooper

Kim Henkel, Tobe Hooper

Marilyn Burns, Allen Danziger, Paul A. Partain, William Vail, Teri McMinn, Edwin Neal, Jim Siedow, Gunnar Hansen


Ein Filmtitel sorgte im Jahr 1974 für Aufruhr und sollte die Filmlandschaft für immer prägen. „The Texas Chainsaw Massacre“ lautete der Name des ominösen Films von Tobe Hooper, der die Gemüter erhitzte und in vielen Ländern für Debatten über Gewaltdarstellung im Medium Film sorgte. Doch der Film wurde nichtsdestotrotz zum Erfolg, zog drei Fortsetzungen, zwei Neuverfilmungen und ein Prequel zu einem dieser Remakes nach sich und der Filmtitel ist mittlerweile für jedermann ein Begriff. Doch funktioniert das Original auch nach all’ diesen Jahren noch?

Hab dich!
Hab dich!

Nachdem in Texas auf einem Friedhof Leichenteile aus den Gräbern entfernt und entweiht wurden, reist Sally (Marilyn Burns) zusammen mit ihrem an den Rollstuhl gefesselten Bruder Franklin (Paul A. Partain), ihrem Freund Jerry (Allen Danziger) und zwei weiteren Freunden an den Ort des Geschehens um zu überprüfen ob das Grab ihres Grossvaters noch intakt ist.

Als sie auf ihrer Fahrt beschliessen einen Anhalter mitzunehmen, ahnen sie noch nicht, dass dies der Anfang einer Reihe furchtbarer Ereignisse ist, denn die fünf Freunde stolpern mitten in eine zurückgezogen lebende Familie von Kannibalen. Bald stehen sie dem stämmigen, kettensägeschwingenden, geistig zurückgebliebenen Killer Leatherface (Gunnar Hansen) gegenüber, der seinen Namen dadurch hat, dass er eine aus Menschenhaut gefertigte Maske trägt...

 

Oft wird behauptet, dass „Blutgericht in Texas“ einer der brutalsten Filme aller Zeiten sei. Doch diese Aussage wurde wohl viel mehr durch den reisserischen Titel geprägt. Tatsächlich impliziert „The Texas Chainsaw Massacre“ sogleich ein Bild im Kopf desjenigen, der diesen Titel hört, und lässt ihn die schrecklichsten Bilder selbst ausmahlen. Ursprünglich sollte der Film nämlich noch „Head Cheese“ (auf deutsch in etwa „Schweinskopfsülze“) heissen, was den Erfolg des Filmes sicher stark geschmälert hätte. Tatsache ist nämlich, dass man im Film selber praktisch nichts exzessiv brutales sieht. Kaum Blut ist vorhanden; nie sieht man wie die Kettensäge eines der Opfer schneidet, geschweige denn zerstückelt.

Vielmehr ist es Regisseur Tobe Hooper hier gelungen all die brutalen Taten der Mörder nur anzudeuten und überlässt es dem Zuschauer das Bild zu Ende zu denken. Da aber der menschliche Verstand sehr gut darin ist sich das Schlimmste auszumahlen, projizieren wir selber viel mehr in das Gesamtbild hinein. Bis heute gibt es viele, die behaupten, dass man sieht, wie der Fleischerhaken in den Rücken des einen Opfers eindringt. In Wahrheit sieht man nichts dergleichen, sondern nur eine gekonnte Abfolge von Schnitten, die diesen Vorgang andeuten.

 

Überhaupt ist der Schnitt in diesem Film sehr zu loben; doch was den Film ebenfalls zu einem Klassiker machte ist die verrückte, dreckige Stimmung, die sich besonders im letzten Drittel immer mehr zu spüren macht.

Dies hängt damit zusammen, dass der Film chronologisch gedreht wurde und dass die Aufnahmen gegen Ende bei brütender Hitze, irgendwo in einem abgelegenem Landhaus gedreht wurden. Dabei standen sich Darsteller und Crew ständig auf den Füssen, das Haus war zudem vollgestopft mit Knochen- und Fleischteilen, die nicht richtig gereinigt wurden und bei den Temperaturen ab 40 Grad übelst zu riechen begannen. Leatherface-Darsteller Gunnar Hansen durfte ausserdem sein Hemd während den ganzen Dreharbeiten nie Waschen, da sich sonst die Farbe verändert hätte, wodurch er gegen Filmschluss so sehr stank, dass in den Drehpausen niemand neben ihm sitzen wollte. In diesem Umfeld spielten die Schauspieler bald nicht mehr nur, sondern waren die Figuren die sie verkörperten. Die dadurch entstandene, verrückte Energie ist deutlich im fertigen Film spürbar.

Edwin Neal, der den Anhalter spielte, erzählte später in einem Interview, dass das Filmen dieser Szene das furchtbarste Erlebnis seines Lebens war - sogar schlimmer als sein Dienst im Vietnamkrieg.

 

In seinem Aufbau und seiner Dramaturgie hat „Blutgericht in Texas“ allerdings doch mehrere Punkte, die nicht besonders gefallen wollen. Sehr viel Zeit lässt er sich besonders zu Beginn um seine Geschichte zu erzählen, wobei die vorgestellten Protagonisten trotzdem sehr blass bleiben. Andere Figuren wirken zu überspielt und manchmal schon beinahe lächerlich. Interessant ist sicher die Figur von Franklin. Selten hat man eine Figur in einem Rollstuhl gesehen, die einen durch seine Art dermassen auf die Nerven gehen kann. Der Schauspieler Paul A. Partain geht auch vollkommen in diesem Charakter auf und bleibt daher die einprägsamste Person der fünf Reisenden.

Dass dies erst Tobe Hoopers zweiter Film war ist ebenfalls zu bemerken. Besonders bei den Verfolgungsjagden fehlt ab und zu die nötige Action und auch andere Szenen sind zu sehr in die Länge gezogen. Dennoch bringt er immer wieder spannende Kamerapositionen und spielt des Öfteren mit den vorhandenen Lichtquellen, was stark zur Stimmung beiträgt, die mehr und mehr aufkommt.

Somit ist dem Film, trotz kleiner Schwächen, sein Einfluss auf die Filmwelt nicht zu verachten, prägte er doch sämtliche amerikanische Slasherfilme und sorgt bis heute dafür, dass wir bei Kettensägengeräuschen ein mulmiges Gefühl kriegen.

 

Fazit:

Tobe Hoopers Genreklassiker lebt auch viele Jahre nach seinem Entstehungsjahr immer noch von seiner kaputten, drückenden Stimmung, die besonders in der ausufernden Schlussszene zum Ausdruck kommt. Die Brutalität, die dem Film nachgesagt wird entpuppt sich bei genauerer Betrachtung allerdings als geschickt durch den Schnitt angedeuteten Schrecken. Der Horror entsteht dadurch nur im Kopf des Zuschauers. In seinem dramaturgischen Aufbau finden sich jedoch trotzdem einige Schwachstellen, was besonders zu Beginn für etwas zu lange Szenen mit zu überzeichneten Figuren sorgt. Seinen Stellenwert in der Filmgeschichte kann dem Film dennoch keiner wegnehmen.

 

Veröffentlichung:

Nach Jahren der Indizierung hat es das Label Turbine tatsächlich geschafft den Film von der Liste streichen zu lassen. Sogleich brachten sie die geniale Ultimate Collector's Edition auf den Markt, die den Film restauriert und mit vielem spannendem Bonusmaterial zeigt. In dem Schuber befinden sich vier Discs: Den Hauptfilm auf DVD und Bluray, und zwei DVD’s mit dem Zusatzmaterial bei dem auch die spannende Dokumentation „A Family Portrait“ mit dabei ist. Viele, der bisherigen Veröffentlichungen sind leider geschnitten (teilweise bis zu 20 Minuten fehlen) oder haben ein schlechtes Master. Daher ist die Ausgabe von Turbine eine absolute Kaufempfehlung und es lohnt sich tatsächlich etwas mehr Geld dafür in die Finger zu nehmen.

 

Bewertung: 7.5/10

Autor | Yves Albrecht

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