Only God Forgives (2013)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Only God Forgives

Frankreich, Dänemark; 2013

Drama, Thriller

89 min

 

Nicolas Winding Refn

Nicolas Winding Refn

Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Tom Burke, Yayaying, Vithaya Pansringarm, Byron Gibson

 


2011 feierte Nicolas Winding Refn mit seinem Thriller „Drive“ einen internationalen Erfolg. Während bereits Pläne für eine Fortsetzung geschmiedet werden liefert Refn 2013 einen neuen Film ab, ebenfalls mit Ryan Gosling in der Hauptrolle. Die Erwartungen an „Only God Forgives“ sind nach seinem letzten Werk hoch. Vielleicht zu hoch?

"I like to watch"
"I like to watch"

Julian (Ryan Gosling) und sein Bruder Billy (Tom Burke) betreiben in Bangkok einen Thai-Box-Club. Ihre eigentliche Einnahmequelle ist allerdings das Drogengeschäft, das von ihrer Mutter (Kristin Scott Thomas) vom Westen her geleitet wird. Als Billy vom Vater einer jungen Prostituierten ermordet wird reist die wutentbrannte Mutter selbst nach Bangkok um ihren ältesten Sohn zu rächen. Julian versucht sich hingegen vorerst aus der Sache rauszuhalten. Doch als sich die Affäre bis in hohe Polizeikreise ausdehnt wird auch er in die unschöne Rachegeschichte hineingezogen...

 

Mit „Drive“ hat Nicolas Winding Refn die Erwartungen des Publikums hochgesteckt. Der Film erzählte mit ruhigen Bildern eine konsequente Geschichte und brillierte durch seine guten Hauptdarsteller und die spannenden Autoverfolgungsjagden.

Auch bei „Only God Forgives“ beweist der dänische Filmemacher erneut, dass er ein Auge für opulente, künstlerische Bilder hat.

Die einzelnen Szenen in seinem neusten Rachethriller sind kunstvoll in Rot- und Blautönen gehalten und erinnern in ihrer Ruhe an unbewegliche Fotografien. Wie Schlafwandler bewegen sich die Figuren, allen voran Ryan Gosling, durch die nächtlichen Szenerien. Und tatsächlich vermischen sich Realität und Fiktion in Julians Vorstellung miteinander – oder sind es Vorahnungen?

Refn nimmt sich unglaublich viel Zeit seine eigentlich sehr simple Geschichte zu erzählen. Damit bricht er auch mit der „Drive“-Atmosphäre und lässt die Actionszenen blutigen Gewaltakten weichen. Natürlich hatten auch seine vorherigen Filme ihre brutalen Momente, doch hier zeugt er ein neues hoch an blutigen Effekten. Diese sind aber so ruhig und visuell anmutend in Szene gesetzt, dass man nicht weiss ob man sie eklig oder wunderschön finden soll.

 

Die Geschichte selbst enthält die typischen Rachefilm-Motive mit vielen Charakteren, die allesamt auf ihr eigenes Verderben zusteuern. Ein anderer Regisseur hätte daraus vermutlich einen rasanten Actionthriller mit vielen Kämpfen und schnellen Schnitten gezaubert. Doch Refns traumwandlerische Kameraführung und Bildausstattung lassen die Handlung nur sehr langsam, beinahe schleppend vorankommen. So lässt er sich Zeit für drei Gesangsauftritte und viele Szenen, in denen kein Wort gesprochen wird.

Überhaupt ist der ganze Film sehr Dialogarm und nur das allermindeste wird gesprochen. Hinter der Fassade des Rachedramas lässt der Regisseur aber noch tieferschürfende Elemente hervorkeimen. So ist die Beziehung zwischen Julian und seiner Mutter komplizierter und ungewöhnlicher als man zunächst vermuten könnte.

 

All dies mag für manche Zuschauer sicher abschreckend wirken und zu Arthouse-lastig sein. Doch wer sich auf die Handlung und besonders auf die schön eingefangenen, ruhigen Kamerafahrten und langen Einstellungen einlässt, kann von dem Film durchaus verzaubert werden. Hinzu kommt der elektronisch geprägte Soundtrack von Cliff Martinez, der zwar nur sehr ruhige Stücke zu bieten hat, dadurch aber die Stimmung des Filmes sehr gut unterstreicht.

Somit kann Refns neustes Werk nicht mit „Drive“ verglichen werden und wird das Mainstream-Publikum sicherlich enttäuschen. Doch visuell und erzähltechnisch beschreitet er mit „Only God Forgives“ neue Wege, die einen verzaubern können und einen am Ende wie aus einem fremdartigen, verstörend faszinierenden Traum entlassen.

 

Fazit:

Der neuste Streich das Dänen Nicolas Winding Refn wird wohl der breiten Masse zu kunstvoll sein. Tatsächlich lässt er sich sehr viel Zeit und bietet standbildähnliche Aufnahmen um die eigentlich simple Story zu erzählen. Doch die traumwandlerische Stimmung, die er zusammen mit dem Soundtrack von Cliff Martinez erzeugt, packt dennoch und lässt den Zuschauer in dieser fremden Welt versinken. Durch die außerdem sehr drastisch aber gleichzeitig wunderschön dargestellten Gewaltakte hat der film eine faszinierende und zugleich verstörende Note, die einen das Kino nachdenklich, wie nach einem merkwürdigen Traum, verlassen lässt.

 

Bewertung: 7/10

Autor | Yves Albrecht

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