Texas Chainsaw 3D

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Texas Chainsaw 3D

USA; 2013

Horror

92 min

 

John Luessenhop

Stephen Susco, Adam Marcus, Debra Sullivan

Alexandra Daddario, Scott Eastwood, Tania Raymonde, Bill Moseley, Richard Riehle

 


Remakes von Horrorklassikern schiessen derzeit wie Pilze aus dem Boden und übertreffen in ihrer Menge sogar die Neuauflagen von Comicverfilmungen. 2013 ist nun neben „Evil Dead“ wieder einmal „The Texas Chainsaw Massacre“ an der Reihe. Dabei waren 2003 und 2006 bereits zwei Beiträge zu dem Horrorklassiker entstanden. Einmal das von Michael Bay produzierte Remake „Texas Chainsaw Massacre“ (2003) und danach das Prequel dazu, „Texas Chainsaw Massacre: The Beginning“ (2006).

Für „Texas Chainsaw 3D“ hat der noch wenig bekannte John Luessenhop („Takers“, 2010) im Regiestuhl Platz genommen und setzt auf die zurzeit populäre 3D-Technik um die Zuschauer ins Kino zu locken. Aber ist auch ein guter Film entstanden?

Was nehmen wir denn heute?
Was nehmen wir denn heute?

Nachdem nur Sally vor der wahnsinnigen Kannibalen-Familie flüchten konnte, wird die Familie Miller vom Sheriff des Ortes gestellt. Doch bevor dieser Leatherface verhaften kann, wird das Haus mitsamt Bewohnern von einem wütenden Mob niedergebrannt. Nur eine junge Mutter mit ihrem Baby kann den Flammen entkommen. Doch das Kind wird ihr von einem der Selbstjustizler entrissen und kurzerhand als eigenes Kind behalten.

Jahre später ist aus dem Kind eine junge Frau herangewachsen. Heather weiss allerdings nichts von ihrer dramatischen Herkunft. Doch als sie eines Tages die Nachricht vom Tod ihrer richtigen Grossmutter und deren Erbschaft ereilt, eröffnet sich ihr die Wahrheit. Kurzerhand macht sie sich, begleitet von ihren besten Freuden, auf nach Texas um das Anwesen ihrer Verwandten zu besichtigen. Doch was Heather nicht ahnt ist, dass im Keller des Hauses ein dunkles Geheimnis nur darauf wartet entdeckt zu werden.

„Texas Chainsaw 3D“ zu bewerten ist schwierig. Dies liegt unter anderem daran, dass ja die ganze „Texas Chainsaw Massacre“-Reihe keine Einheit bildet. Der erste Teil ist ganz klar ein Klassiker, den jeder zumindest vom Titel her kennt. Die Fortsetzungen schienen sich hingegen nie wirklich an die üblichen Regeln für Sequels und Prequels zu halten. Besonders im übertrieben bunten zweiten Teil scheint jede Wendung möglich zu sein.

Zudem haben sich die Macher des Originals, Regisseur Tobe Hooper und Hauptdarsteller Gunnar Hansen, stark an diesem neusten Remake beteiligt und in Interviews mehrfach ausgedrückt, dass dieser Film die erste wirkliche Fortsetzung zum Original darstelle.

 

Tatsächlich kommt zu Beginn des Filmes kurzzeitig die dreckige Stimmung des Horrorklassikers auf. Dies liegt aber auch daran, dass man während den Eröffnungstiteln Ausschnitte aus dem Original sieht. Das darauf folgende Massaker an der Familie ist auch gut in Szene gesetzt und bleibt der Farbgestaltung treu.

Doch nach diesem Eröffnungsgag folgt ein Zeitsprung, der für viele Zuschauer irritierend sein wird.

Die inzwischen erwachsene Heather lebt nämlich im heutigen Amerika – also ausgestattet mit Mobiltelefonen und andere moderne Utensilien. Wenn man einmal kurz nachrechnet, dass die Darstellerin hier 27 Jahre alt ist und das Original 1974 gedreht wurde und auch damals spielte, dann geht da etwas nicht ganz auf. Aber zugegeben, 2001 gab es auch schon Handys, wenn auch noch keine Smartphones.

Allerdings verzichtet der Film bewusst darauf Jahreszahlen zu zeigen, wodurch man wohlwollend über diesen Punkt hinwegschauen kann.

 

Was aber schwerer ins Gewicht fällt ist, dass im weiteren Handlungsverlauf bald einmal die Story auf die Gleise des altbekannten Horrorfilms einspurt und die Geschichte inklusive ihrer Charaktere kommt so altbekannt und uninspiriert daher, dass selbst Genre-Neulinge das Ende erahnen können.

Während das Original auf subtilen und schleichend einfliessenden Horror setzte, wurde bei „Texas Chainsaw 3D“ schon einmal mit der Kettensäge am Drehbuch gearbeitet. Auch in punkto Brutalität hat man hier einen Zacken zugelegt. Während man bei Tobe Hooper kaum Blut sah und vieles der Fantasie des Zuschauers überlassen wurde, spritzen hier besonders in der zweiten Hälfte reichlich Eingeweide durch die Gegend. Mit dem Blutgehalt des „Evil Dead“-Remakes kann der Film aber bei weitem nicht mithalten.

 

Für Fans von „Blutgericht in Texas“ geht es nicht lange bis einen etwas am Handlungsverlauf und besonders am alt gewordenen Leatherface, der hier im Alleingang mordet, stört. Bald einmal ging mir auch ein Licht auf warum dem so ist. Was irritiert ist, dass wir uns hier zwar in einem an der 80er Jahre Horrorwelle orientierten Remake befinden, allerdings nicht bei „The Texas Chainsaw Massacre“ sondern viel mehr bei „Freitag der 13.“.

Schauen wir uns einmal die kennzeichnenden Merkmale an:

Texas Chainsaw Massacre“ zeichnete sich besonders durch den Zusammenhalt der wahnsinnigen Familie aus. Klar war Leatherface die unheimlichste Figur, alleine schon durch die Maske aus Menschenhaut, allerdings war er kein selbstständig handelnder Killer. Ihm ging es darum die Befehle seines Vaters und seines verrückten Bruders zu befolgen. Allgemein waren die Szenen, in denen die ganze Familie vereint war am verstörendsten, weil hier der gesamte Wahnsinn auf einem Haufen auf den Zuschauer wirkte.

Jason aus der „Friday the 13th“-Reihe hingegen war ein geistig zurückgebliebener Killer, der durch seinen Mutterkomplex getrieben war. Seine Handlungen waren unüberlegt und von brachialer Gewalt. Jason hatte auch immer den Gedanken der Rache im Hinterkopf.

Wenn man dieses Schema nun auf „Texas Chainsaw 3D“ anwendet, so fällt auf, dass der hier vorgestellte Leatherface viel mehr die Attribute Jasons aufweist.

Auch er hat eine tote Frauenfigur, die ihn zum Morden bewegt – seine Grossmutter, deren Leiche er sogar aus ihrem Grab holt. Seine Handlungen sind hierdurch individuell angetrieben. Er tötet und jagt nicht mehr weil es ihm von seiner Familie befohlen wird, sondern um sein Heim zu beschützten (ähnlich wie Jason mit Christal Lake).

Die Rohheit und Brutalität seines Vorgehens erinnert ebenfalls mehr an die „Freitag“-Filme, während die stimmungsvolle Setgestaltung von „Blutgericht in Texas“ hier verloren geht und einer unpassend eingefügten Jahrmarktszene weichen muss.

 

Akzeptiert man aber einmal, dass man hier mit den ursprünglichen Figuren Tobe Hoopers abschliessen muss, und bringt man Freude an 80er Jahre Klischee-Kino mit, so ist „Texas Chainsaw 3D“ nicht einmal ein so grosses Debakel, als welches es gehandelt wird. Klar verhalten sich die Figuren dämlich. Natürlich öffnen sich Logiklöcher als hätte sie jemand mit der Kettensäge hineingesägt, aber lässt man sich trotz alldem auf den Film ein, so bietet er unterhaltsame 87 Minuten für Horrorfans.

Die Anspielungen auf das Original, die ab und zu auftauchen (so heisst der Sheriff beispielsweise Sheriff Hooper) sind zudem eine nette Abwechslung.

Somit ist „Texas Chainsaw 3D“ sicher ein besseres Remake von „Freitag der 13.“ als die Version von Marcus Nispel aus dem Jahr 2009 und muss sich auch nicht ganz vor „Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre“ verstecken, der auch so manchen Storyfehler begangen hat. Also: Film rein, Hirn raus.

Nach dem Abspann erwartet den Zuschauer zudem ein kleiner Schlussgag.

 

Fazit:

Nach dem durchaus stimmungsvollen Einstieg verändert „Texas Chainsaw 3D“ die Konstellation der Figuren des Originals so sehr, dass die verbleibende Story viel eher an die „Friday the 13th“-Reihe erinnert. Akzeptiert man diesen Umstand jedoch bietet der Film durchaus blutige, sinnfreie Unterhaltung im Stil der 80er-Jahre Horrorwelle. Wer auf eine würdige Fortsetzung des Originals hofft wird sicherlich enttäuscht sein. Zerbricht man sich aber darüber nicht zu sehr den Kopf, kann man durchaus auch an John Luessenhops Version seine Freude finden.

 

Veröffentlichung:

Auf der DVD von Constantin Film befindet sich die ungeschnittene R-Rated-Kinofassung aus den USA. Ob eine Unrated-Fassung erscheinen wird ist noch nicht bekannt. Im Bonusmaterial findet man viele Interviews und einige Blicke hinter die Kulisse. Insgesamt eine passable Veröffentlichung dieses Filmes.

 

Bewertung: 6/10

Autor | Yves Albrecht

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