Die Farben der Nacht

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Tutti i colori del buio

Italien; 1972

Thriller, Giallo

94 min

 

Sergio Martino

Ernesto Gastaldi, Santiago Moncada, Sauro Scavolini

George Hilton, Edwige Fenech, Ivan Rassimov, Julián Ugarte, George Rigaud, Maria Cumani Quasimodo

 

 

 


Sergio Martino ist ein bekannter Name in Fankreisen des Italo-Thrillers, zeichnete er sich doch in den Siebzigerjahren für Werke wie "Der Killer von Wien" (1971), "Der Schwanz des Skorpion" (1972) oder "Torso" (1973) verantwortlich. Sein Film "Die Farben der Nacht" entstand ebenfalls in dieser Zeit, ist allerdings etwas weniger bekannt. Ob dies trotzdem ein gelungener Beitrag zum Genre geworden ist?

Komm mit mir - komm auf mein Schloss...
Komm mit mir - komm auf mein Schloss...

Seit ihrer Fehlgeburt leidet Jane (Edwige Fenech) an wiederkehrenden, furchterregenden Albträumen. Auch die Zuwendung ihres Freundes und Medikamente helfen nicht weiter. Auf Anraten ihrer Schwester sucht sie einen Psychologen auf, doch auch dieser kann ihr nicht wirklich helfen. Da erfährt sie durch ihre neue Nachbarin von einer geheimen okkulten Gesellschaft, die in solchen Fällen helfen soll. Skeptisch geht Jane auf den Vorschlag ein. Doch nach dem Besuch dieser schwarzen Messe verschwimmt ihre Realität zunehmends. Der Mann mit den blauen Augen aus ihrem Traum scheint sie auch in der Realität zu verfolgen, und auch die okkulte Gruppe trachtet ihr nach dem Leben. Plötzlich scheinen sich auch ihr Freund und ihre Schwester gegen sie verschworen haben – oder ist doch alles nur ein Fiebertraum?

 

Es scheint die typische Krimi-Story zu sein, wie sie zu Unmengen in dieser Zeit produziert wurde: Eine junge Frau wird von dunklen Träumen geplagt, ein Killer trachtet ihr nach dem Leben und niemand will ihr glauben. Doch Regisseur Martino macht daraus durch seine gekonnte Kameraarbeit einen wirren Fiebertraum, in dem der Zuschauer - genauso wie die Hauptfigur - blad nicht mehr weiss, was real und was nur Einbildung ist.

Über gewisse Klischees ist die Geschichte dennoch nicht erhaben und so verhält sich Edwige Fenech als Jane manchmal sehr dämlich und läuft oft direkt in ihr eigenes Verderben. Auch fast schon obligatorisch, huscht sie öfters nackt durchs Bild und gefällt so vor allem den männlichen Zuschauern.

 

Manchmal werden die Traumsequenzen aber beinahe zu oft wiederholt, laufen immer ähnlich ab und man hangelt sich von einem Deja-vu zum anderen. Auch sonst nimmt die Geschichte, die vorallem zu Beginn immer wieder Ähnlichkeiten zu "Rosemarys Baby" aufwirft, manch merkwürdige Wendung und kann mit ihrer Auflösung nicht alle aufgeworfenen Fragen klären.

Das ist jedoch auch nicht der Sinn im Genre der Gialli. Es ging den Filmemachern vor allem darum einen spannenden und visuell hochstehenden Krimi-Thriller zu erzählen und das ist ihnen sicher gelungen. Praktisch jede Einstellung ist durchdacht, die Kamera filmt teilweise aus dem brennenden Kamin oder durch Perlenvorhänge, und auch durch die sorgfältig gewählten Drehorte bietet der Film viel Abwechslung. In Punkto Ausstattung, Kamera und Szenengestaltung ist dem Film daher nichts vorzuwerfen.

 

Man muss sich selbstverständlich für dieses Genre ein wenig begeistern können, doch auch diejenigen, welche Kriminalfilme verachten, finden möglicherweise durch die visuelle Sorgfalt, gefallen an dem Film.

Die Schauspieler sind hier alle durchschnittlich, allerdings Typisch für das italienische Kino dieser Zeit und tragen den Film somit trotzdem überzeugend. Hingegen ist für einen Giallo die Menge an Gewalt recht zahm ausgefallen und die Altersfreigabe ab 18 ist beinahe übertrieben. Klar sieht man einige blutige Einstellungen, sie sind aber nicht wirklich schockierend und haben nichts mit Splatter zu tun.

 

Fazit:

Dieser italienische Giallo ist von der Story her zwar altbekannt, sorgt aber durch die Vermischung von Realität und Traum für manch verwirrend-spannenden Moment. Obwohl das Verhalten der Hauptfigur immer wieder mal für Kopfschütteln sorgt, schmälert es letztendlich den Gesamteindruck nicht besonders und man kann dank der hervorragenden Kameraarbeit und visuellen Gestaltung über die etwas schwache Auflösung hinwegschauen. Auch wenn andere Filme von Sergio Martino noch ein wenig besser gefallen und auch streckenweise blutiger sind, so kann man sich als Genre-Fan den Film bedenkenlos zur Brust nehmen, denn trotz seiner kleinen Schwächen unterhält er besser als so manch anderer italienischer Beitrag dieser Zeit.

 

Veröffentlichung:

In Deutschland wurde der Film bisher erst durch das Label "Marketing-Film" veröffentlicht. Dieses bringt den Film in recht guter Bildqualität, allerdings nur mit deutschem und englischem Ton – der originale italienische fehlt also. Die deutsche Synchronisation ist zudem sehr schwach ausgefallen und die Tonmischung nicht gelungen. Oft ist ein Hall zu hören und die Musik zu laut. Da ist der englische Ton schon etwas besser. Wer gut englische Untertitel lesen kann, der sollte sich die amerikanische DVD von "Shriek Show" holen (erschienen unter dem Titel "All the Colors of the Dark"), denn dort ist sowohl der italienische Ton vorhanden als auch die Bildqualität ein wenig besser.

 

Bewertung: 6.5/10

Autor | Yves Albrecht

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