Leben und Tod einer Pornobande (2009)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Zivot i smrt porno bande

Serbien; 2009

Drama, Sex

107 min


Mladen Ɖorđević

Mladen Ɖorđević

Mihajlo Jovanovic, Ana Jovanovic, Predrag Damnjanovic, Radivoj Knezevic


Serbien ist ein Land mit einer schwierigen Vergangenheit. Nach Jahren des Krieges und der Angst ist die Bevölkerung immer noch davon gezeichnet. Auch die Filmemacher versuchen die Situation in ihrem Land zu verarbeiten. Mladen Djordjevic tut dies auf provokante Weise, wirft aber dabei einen sehr kritischen Blick auf das Land und nimmt den Zuschauer mit auf eine fesselnde Reise in die Abgründe einer Gesellschaft.

Hipster-Party im Wald
Hipster-Party im Wald

Marko (Mihajlo Jovanovic) ist ein leidenschaftlicher Filmemacher. Doch bisher fehlten ihm die finanziellen Mittel um seine Visionen umzusetzen. Die Geldgeber interessieren sich nicht für kritische Kunstfilme und so fasst Marko schweren Herzens in der Pornoindustrie Fuß, um wenigstens auf diese Weise etwas Geld zu verdienen. Als er aber mit dem Filmmaterial einen eigenen Kunstfilm dreht und der Produzent stinksauer das Geld wiederhaben möchte, muss sich Marko schnell aus dem Staub machen. Kurzerhand gründet er, zusammen mit Freunden die einen ähnlich schlechten Platz in der Gesellschaft haben, ein Porno-Cabaret. Damit ziehen sie durch die ländlichen Gegenden Serbiens um die Leute einen Abend lang zu unterhalten. Sie stoßen auf großes Interesse, aber auf genauso viel Hass und Ablehnung. Doch dann kommt ein älterer Herr auf Marko zu, und macht ihm ein genauso lukratives wie auch erschreckendes Angebot...

 

Im Jahr 2010 schockierte ein Film aus Serbien die Filmwelt. Hinter dem harmlosen Titel „A Serbian Film“ verbarg sich ein Werk in dem neben brutalster Gewalt gegen Frauen auch kinderpornografische Themen gezeigt wurden. Der Regisseur Srdjan Spasojevic wollte um jeden Preis schockieren um Aufmerksamkeit zu erlangen, und dies gelang ihm durchaus. Er rechtfertigte seinen Film mit der Aussage, dass er die vom Krieg gebeutelte Gesellschaft Serbiens und die Politik im Lande kritisieren wollte. Provokant war dieser Film auf jeden Fall, allerdings ist ein kritischer Blickwinkel kaum zu finden und er geht in seiner selbstzweckhaften Darstellung von Gewalt unter.

Durch diesen Skandal ging der Film „Leben und Tod einer Pornobande“ von Mladen Djordjevic beinahe vergessen, obwohl er genau das kritisch Thematisiert, was „A Serbien Film“ vorgibt zu wollen.

Ein Glück, dass das deutsche Label Bildstörung diesen Film in ihre Reihe aufgenommen hat, um ihm so einen würdigen Platz in der Filmwelt zu geben.

 

Auch „Zivot i smrt porno bande“ ist in seiner Thematik provokant - geht es doch um Sex-Theater, Zoophilie und Snuff-Filme. (Zur kurzen Erläuterung: Als „Snuff“ gelten Filme, die zu kommerziellen Zwecken gedreht wurden und reale Tötungen von Menschen zeigen.)

Mladen Djordjevic setzt zu diesem Zweck auf Handkameras, die zwar öfters etwas verwackelte Bilder zeigen, den Zuschauer mit fortlaufender Handlung aber sehr stark in die Handlung miteinbeziehen, und dem Film einen ungemein realistischen Look einverleiben. So sehen wir das Geschehen öfters auch aus der Perspektive von Markos Kamera, die er immer dabei hat.

Kritisch beäugt der Film vor allem die Situation der Bevölkerung. Zum einen die der Leute aus der Stadt, welche als Außenseiter nur noch den Weg zum Porno-Theater sehen, zum anderen die Situation auf dem Land. Dort kursiert neben großer Armut immer noch starke Homophobie und Angst vor neuem. Aber auch die Verzweiflung der Menschen in Geldnot, die alles tun, um ihren Familien eine Überlebenschance zu geben, wird behandelt.

Da gibt es doch Filmminuten, die sich stark an der Schmerzgrenze bewegen und durch die Handkamera-Optik umso schockierender sind. In diesen Szenen sind dann die blutigen Effekte sehr gut und wirken, weil nicht überzeichnet, ungemein realistisch.

Die Schauspieler sind nicht alle professionell, doch überzeugen durchaus in den gegebenen Rollen. Gerade in den sehr intensiven und freizügigen Szenen, haben diese Menschen eine starke Authentizität und geben ihren Figuren Menschlichkeit.

 

Natürlich ist dies kein leichter Film - ganz im Gegenteil. Es ist ein Werk, das bestimmt weltweit provoziert, allerdings nie selbstzweckhaft wird. Gezeigt werden freizügige Sexszenen zwischen allen Geschlechtern, Homosexualität und Aids wird thematisiert, Sex mit Tieren angedeutet, genauso wie Selbstmorde und Morde gezeigt. Es ist eine Odyssee direkt in die tiefsten Abgründe der menschlichen Gesellschaft, jedoch auch klar verbunden mit einer moralischen Aussage. Aber gerade weil dieser Film so provokant ist, sollte man seine Augen nicht davor verschließen. Solche Tabus, die in unserer Gesellschaft geächtet werden, kommen hier in solch reiner Form daher, dass sie unweigerlich zum Nachdenken anregen. Es ist einer dieser Filme wie „Die 120 Tage von Sodom“ (1975); ein Film der nicht gefallen muss/kann, aber den man gesehen haben sollte.

 

Fazit:

„Leben & Tod einer Pornobande“ zeigt, dass aus Serbien noch große Filme erwartet werden können. Es ist ein ungemein provokantes Werk, das Tabus unverschönert zeigt, dabei aber nie selbstzweckhaft wird und die Probleme Serbiens knallhart kritisiert. Ein mutiger Film, den man sehen sollte, der aber durch seine unerträgliche Stimmung vermutlich nicht ein zweites Mal geschaut werden wird. Feinere Gemüter sollten einen Bogen um den Film machen; wer sich aber für schwierige Themen und Filmkunst in seiner rohsten Form interessiert, sollte diesen Film unbedingt schauen.


Veröffentlichung:

Das Label Bildstörung hat sich diesem Film angenommen und präsentiert ihn in Originalton mit deutschen Untertiteln. Die schönste Veröffentlichung ist vermutlich die limitierte Ausgabe im Schuber. Darin enthalten sind der Hauptfilm auf DVD und Bluray, der Bonusfilm „Made in Serbia“ sowie noch zahlreiches Bonusmaterial. Ein absoluter Kauftipp solange diese Edition noch erhältlich ist!


Bewertung: 8/10

Autor | Yves Albrecht

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Kommentare: 2
  • #1

    cum (Mittwoch, 06 Dezember 2017 12:36)

    fetish

  • #2

    raping (Mittwoch, 06 Dezember 2017 14:10)

    fetish

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