Anna Karenina (2012)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Anna Karenina

GB; 2012

Drama, Liebesfilm

129 min

 

Joe Wright

Tom Stoppard

Keira Knightley, Aaron Johnson, Jude Law, Matthew MacFadyen, Kelly Macdonald, Olivia Williams


Alfred Hitchcock sagte einmal, dass es bestimmte Werke gäbe, welche explizit für die Literatur geschrieben wurden. Aus diesem Grund habe er auch nie daran gedacht einen Tolstoi Roman zu verfilmen. Was er aber nicht getan hat, das haben andere für ihn übernommen. So wurde "Anna Karenina" - einer der besten Romane von Leo Tolstoi - schon 10 Mal auf die Leinwand gebracht und 2 Mal einen TV-Mehrteiler gedreht. Seit 1914 findet der Stoff alle paar Jahre wieder seinen Weg ins Kino. Auch Joe Wright, Regisseur von "Wer ist Hanna?" und "Abbitte" versuchte es im Jahr 2012 noch einmal mit diesem Werk.

Im Vordergrund stehen drei adlige russische Familien, der Fürst Oblonski (Matthew Macfadyen) mit seiner Frau Dolly (Kelly Macdonald), die jüngere Schwester von Dolly, Kitty (Alicia Vikander), und der Gutsbesitzer Lewin (Domhnall Gleeson) wie auch noch Anna Karenina (Keira Knightley), die Schwester des Fürsten, welche mit dem Staatsbeamten Karenin (Jude Law) verheiratet ist. Anna aber hat eine Liebesaffäre mit dem Grafen Wronski (Aaron Taylo-Johnson). Aus der Liebe zu Wronski möchte Anna die Scheidung von Karenin. Dieser aber willigt auf Grund seines Postens nicht in diese Scheidung ein.

 

Der Film versucht den sehr komplexen Roman von Leo Tolstoi, welcher er im russischen Realismus schrieb, zu verfilmen. Es ist klar, dass es nicht ganz einfach ist, die 8 Teile des Romans in eine Spielfilmlänge zu zwängen, ohne dem Zuschauer Vorkenntnisse zum Roman vorauszusetzen. So schiebt er die Liebesgeschichten von Dolly und Kitty etwas in den Hintergrund und hebt die Geschichte von Anna Karenina deutlich hervor. Aber immer wieder flechtet der Drehbuchautor geschickt die wichtigsten Teile der Liebesgeschichten der beiden anderen Damen in die Handlung ein. Der Film wird daher sehr komplex, was dazu führen kann, dass er einige Längen aufweist. Hätte man aber die anderen Liebesgeschichten noch mehr vertieft, wäre der Film schnell auf eine zu grosse Überlänge angeschwollen.

Die Erzähltechnik hingegen ist beinahe neu, und so doch eher unüblich in einem Film zu sehen. Die Geschichte beginnt in einem Theater auf der Bühne. Während der Erzählung wechselt man hinter- und über die Bühne. Dann wieder in eine "reale" Umgebung, um zu merken, dass man sich schon wieder im Theater befindet. Diese spezielle Erzähltechnik tut dem Film gut und lockert so den schon oft gesehenen Stoff auf sonderbarer Weise etwas auf.

 

Keira Knightley, welche mit "Fluch der Karibik" zum Weltstar aufstieg, spielt schon seit längerem immer wieder in solchen Kostümfilmen mit wie "Die Herzogin", "Abbitte" oder "Stolz und Vorurteil". Sie spielt oft gut, und ab und zu überrascht die Britin mit einer sehr exzellenten Performance. Leider bleibt diese bei "Anna Karenina" eher auf dem Durchschnittslevel. Sie überzeugt in der Titelrolle durchaus, und vermag es auch, dass Publikum zu begeistern. Aber eine bleibende Vorstellung lieferte sie leider nicht ab.

Auch Jude Law hat schon besser gespielt. Die Screentime von ihm war zwar bedeutend kürzer. Er hat aber in dieser Zeit auch nicht die Darstellung seines Lebens geliefert.

Aaron Taylor-Johnson, bekannt vielleicht aus "Albert Nobbs" oder aus "Zeit der Trauer", spielte hier die gesamte Elite der Schauspieler an die Wand. Mit seinem kühlen aber auch sehr liebevollen auftreten hat er in jeder Szene klar die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich gelenkt.

 

"Anna Karenina" ist ein Kostümfilm, und dies weiss er auch gekonnt einzusetzen. So sind die Kostüme farbenprächtig und vielseitig. Jeder der gerne Filme mit vielen, vielen Kleidern sieht, der ist hier sicher richtig. Nur selten sieht man eine Figur mit denselben Kleidungsstücken wie in der Szene davor. Durch die grosse Vielseitigkeit der Kostüme könnte der Film ein Kandidat für die Oscar-Nomination der besten Kostüme sein.

 

Wie schon erwähnt hat der Film eine sehr spezielle Erzähltechnik. Mit dieser sehen wir tolle Bühnenbilder, welche entweder auf einer Theaterbühne platziert sind, oder eben auch nicht. Der hervorragende Schnitt dieses Films hebt diese Erzähltechnik gerade noch etwas hervor. Denn wenn der Film nicht so gut geschnitten gewesen wäre, hätte man die Erzähltechnik wohl vergessen können.

 

Fazit:

Joe Wright schuf einen eindeutigen Kostümfilm. Für jeden Kostümfilmliebhaber ein Muss. Es sollte aber jedem auch bewusst sein, dass die Erzähltechnik etwas speziell ist und daher auch nicht jedermanns Sache. Wer sich aber auf diese Erzähltechnik einlassen kann und sich auf einen Kostümfilm mit vielen Intrigen der Liebe bewusst ist, der kann nicht viel falsch machen bei dem Film.

 

Bewertung: 7/10

Autor | Samuel Keller

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