Arrebato (1980)

Originaltitel

Land/Jahr

Genre

Laufzeit

 

Regie

Drehbuch

Darsteller

Arrebato

Spanien; 1980

Horror, Drama

109 min

 

Iván Zulueta

Iván Zulueta

Eusebio Poncela, Will More, Cecilia Roth, Marta Fernández Muro, Carmen Giralt, Helena Fernán-Gómez

 


Was passiert, wenn die Kamera zum Monster wird? Diesen erschreckenden und zugleich faszinierenden Gedanken hat der Spanier Iván Zulueta in einem düsteren Spielfilm verarbeitet. Entstanden ist sowohl ein leiser Horrorfilm als auch eine Liebeserklärung ans Kino.

 

Der desillusionierte Regisseur José Sirgado (Eusebio Poncela) kämpft mit der Fertigstellung seines neusten Films. Er ist an dem Punkt angelangt, wo ein Regisseur das Filmemachen hasst. Selbst Drogen helfen da nicht mehr wirklich weiter. Da erhält er überraschend ein Paket von Pedro (Will More), einem alten Bekannten. Obwohl sich die Beiden nur zweimal begegnet sind, verbindet sie die Leidenschaft und Hassliebe zum Film.

José lernte den Hobbyfilmer Pedro durch seine Ex-Freundin kennen und war sogleich von seiner einnehmenden Persönlichkeit fasziniert.

Im Paket findet José nun eine Filmrolle, einen Schlüssel und eine Tonbandkassette, die er sogleich abspielt. Auf dem Band erzählt Pedro von seiner Suche nach der ultimativen Ekstase mithilfe seiner Kamera, und dass er glaubt diese endlich gefunden zu haben. Doch dieser Umstand könnte ihm nun das Leben kosten, denn seine Kamera scheint mächtiger zu sein als vermutet...

 

Der 2009 verstorbene Regisseur Iván Zulueta hat zu Lebzeiten gerade mal zwei Langfilme gedreht. Sein erster Film  "Un, dos, tres, al escondite inglés" (1970) ist nie auf DVD erschienen – weder in Spanien noch sonst wo. Umso erfreulicher ist es, dass das Label "Bildstörung" seinen zweiten Film "Arrebato" mit einer würdigen DVD-Ausgabe ehrt.

"Arrebato" in eine Filmgattung einzuordnen ist fast unmöglich. Er enthält Elemente von Drama, Mistery, Thriller und Horror. Doch ein Horrorfilm im gewöhnlichen Sinne ist er ganz und gar nicht und das durchschnittliche Mainstream-Publikum wird vermutlich nach der ersten Viertelstunde genervt abschalten. Zulueta setzt dem Zuschauer einen gewissen Anspruch und Geduld voraus.

 

Es ist kein Film welcher einfach mal so nebenbei geschaut werden kann; man muss sich komplett darauf einlassen und in das Geschehen eintauchen.

Wer dies aber auf sich nimmt, dem bietet "Arrebato" eine düstere Geschichte, die sowohl eine Liebeserklärung an den Film ist, als auch die Hassliebe zu diesem Medium verarbeitet.

Als Zuschauer beobachtet man gebannt mit welcher Inbrunst und Besessenheit Pedro die Zeitrafferaufnahmen mit seiner Super-8-Kamera macht.

Die erste Stunde des Filmes erzählt in Rückblenden wie sich José und Pedro begegnet sind und entdeckten, dass sie beide dieselbe Passion hatten. Hier weist der Film einige Längen auf und man muss sich stellenweise zwingen konzentriert zu bleiben. Dank der hervorragenden Kameraarbeit und den speziell ausgeleuchteten Szenen geht dies aber problemlos.

Die letzte halbe Stunde des Filmes, in der José den erhaltenen Film schaut, ist dann umso faszinierender. Dort schafft es „Arrebato“ eine drückende, düstere Stimmung aufzubauen und man verfolgt gebannt das Geschehen. Der Horror fliesst hier sehr langsam und subtil in die Szenerie ein, sorgt jedoch bald für einige Schauermomente. Auch die Vampirthematik wird gestreift und für einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Die Szene, in der Pedro (schwarz gekleidet und mit Sonnenbrille) eine Freundin mit in die Wohnung nimmt, könnte sogar als Vorlage für Tony Scott’s Vampirfilm "The Hunger" (1983) gedient haben.

 

Das Finale kommt dann unerwartet, und lässt reichlich Raum für Interpretation offen.

Die Schauspieler überzeugen allesamt. Was aber den Film wirklich zum Erlebnis macht ist die düstere Stimmung, die durch geschickte Beleuchtung und gute Regie erzeugt wird.

Auch die eingesetzte Musik, die teilweise nur noch aus düsteren Störgeräuschen besteht, sorgt für ordentlich Intensität und das stete Klicken der Kamera wird zum gefürchteten Herzschlag eines Monsters.

 

Fazit:

"Arrebato" (zu Deutsch in etwa "Verzückung") ist ein künstlerischer Horrorfilm, der durch sein düsteres Setting und der guten Regie zum Erlebnis wird. Die wenigen inhaltlichen Längen mindern den Gesamteindruck nicht besonders. Wenn dann der Abspann über den Bildschirm läuft, sitzt man da und fragt sich, was gerade geschehen ist. Spielraum für Interpretation ist massig vorhanden. Ein Film, den man vermutlich mehr als einmal schauen muss.

Für alle, die 80er-Jahre Arthousekino der schaurigen Art mögen, ist "Arrebato" ein echter Geheimtipp.

 

Veröffentlichung:

Das Titelbild der DVD von Bildstörung ist sehr gut gewählt und die gesamte Covergestaltung passt perfekt. Bonusmaterial wurde auch hier wieder massig draufgepackt und so ist neben einem Dokumentarfilm über den Regisseur und dem Making-of auch noch der Kurzfilm "Leo es Pardo" auf einer zweiten Disc enthalten. Das wie immer schöne, 24-seitige Booklet rundet diese Ausgabe ab. Kaufen!

 

 

 

 

 

 

Bewertung: 8/10

Autor | Yves Albrecht

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