Bad Boy Bubby (1993)

Originaltitel

 Land/Jahr

 Genre

 Laufzeit

 

Regie

 Drehbuch

 Darsteller

 

Bad Boy Bubby

Australien, 1993

Drama

114 min

 

Rolf de Heer

Rolf de Heer

Nicholas Hope, Claire Benito, Ralph Cotterill, Carmel Johnson, Syd Brisbane, Norman Kaye, Peter Monaghan

 


„Weißt du, niemand wird dir helfen Bubby. Denn es gibt Niemand, der dazu vorgesehen ist. Niemand.“

Der Australische Filmemacher Rolf de Heer schenkt uns einen Film, der seinem Entstehungsjahr 1993 weit voraus zu sein scheint.

Bubby ist 35 und lebt bei seiner Mutter in einer kleinen, kargen, fensterlosen Wohnung. Die Außenwelt hat er noch nie gesehen. Sein ganzes Leben hat er in dieser Festung verbracht, denn draußen (so zumindest erzählt seine Mutter) ist die Luft vergiftet und nichts kann mehr im Freien leben. Ab und zu geht seine Mutter mit einer Gasmaske ausgestattet Lebensmittel holen; Bubby kann nicht mit, weil sie nur eine Maske besitzen. So vertreibt er sich die Zeit mit Imitationen der Mutter oder mit Kochen. Seine Mutter hat regelmäßig Sex mit ihm und er ist vollkommen abhängig von ihr – so kennt er ja auch keine anderen Menschen.

Doch in diese Zweisamkeit platzt eines Tages Bubbys Vater, ein bärtiger Säufer. Dieser ist nach Jahren der Abwesenheit zurückgekehrt und für die Mutter ein willkommener Gast. Für Bubby hingegen ist er ein Eindringling.

Seine Mutter scheint plötzlich kein Interesse mehr an ihm zu haben und hat von nun an lieber mit dem Vater Sex. Als Bubby versucht wieder einmal mit ihr zu schlafen, wird er vom Vater zusammengeschlagen. Da beschließt Bubby, die beiden los zu werden und erstickt das betrunkene Paar kurzerhand.

Als ihm dann nach einigen Wochen die Lebensmittel ausgehen wagt er sich trotz der drohenden Gefahr nach Draußen und muss feststellen, dass dort die Menschen offenbar ganz normal Leben – Zumindest was wir als Normal bezeichnen. Bubby begibt sich auf eine Odyssee in unsere Welt und stößt auf sehr viel Ablehnung, Hass und Unverständnis. Doch wer ist eigentlich hier nicht normal – Bubby oder unsere Welt?

 

In Zeiten, wo wahnsinnige Österreicher ihre Töchter 24 Jahre lang im Keller einsperren um sie vor der bösen Welt zu beschützen, sie vergewaltigen und mit ihnen Kindern zeugen, da scheint Bad Boy Bubby aktueller denn je.

Was 1993 vermutlich noch unvorstellbar erschien ist von der Realität eingeholt worden. Allerdings geht es De Heer nicht darum uns Bubbys Martyrium in seinem Kerker zu zeigen, sondern vielmehr uns unsere Gesellschaft und Religion aus der Sicht eines komplett Fremden zu zeigen.

Bubby sieht die Welt mit der Einfachheit eines Kindes und sein Vokabular ist sehr dürftig. Stattdessen beginnt er die Leute die er trifft nachzuahmen – prägt sich ihre Art zu sprechen und ihr Verhalten ein und gibt es wieder von sich. Dadurch hält er unserer Gesellschaft schonungslos den Spiegel vor.

Ein Vergleich zu "Being There" ("Willkommen, Mr. Chance" - 1979) bietet sich an. Aber während Mr. Chance durch sein Unwissen in die High Society aufsteigt und uns die Ignoranz der Upperclass vorführt, muss Bubby die Abgründe und den Hass der Gesellschaft kennenlernen.

Den Schluss des Films könnte dann als Kitsch bezeichnet werden – doch man muss zugeben, dass unsere Hauptfigur dieses Ende irgendwie verdient hat – nach allem was Bubby durchmachen musste.

Veröffentlichung:

Bildstörung hat sich mit diesem zweiten Drop out wieder sehr viel mühe gegeben. Wie immer eine Amaray mit Schuber, diesmal als 2-DVD Edition, allerdings ohne Booklet.

Deutscher und Englischer Originalton sind vorhanden.

Als Bonus gibt es den Audiokommentar mit Regisseur Rolf de Heer, verschieden Interviews, den Kurzfilm "Confessor Caressor" sowie eine Photogalerie und Trailer.

Was man bemängeln könnte ist die Cover - Auswahl. Wer nichts von dem Film gehört hat könnte sich durch dieses Abschrecken lassen. Nichtsdestotrotz eine längst fällige Veröffentlichung einer echten Perle mit der Bildstörung seinem Ruf als Label der vergessenen Filme alle Ehre macht.

Bewertung: 9/10

 Autor | Yves Albrecht

 

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